Die Prophezeiung des Mondes-RPG

"Ein Glas Milch wäre nett. Dazu die Bratkartoffeln, mit viel Zwiebeln angebraten, bitte.", sprach Zapfi und zwinkerte der hübschen Maid zu. Das war das Beste überhaupt. Auf Fleisch hatte er heute keine Lust. Also zumindest nicht im Magen. Das Mädel, die Bedienung, allerdings gefiel ihm ziemlich. Als sie sich wieder entfernte betrachtete Zapfi ihr komplettes Erscheinungsbild und es fühlte sich gut an in seiner Schale.

Nach ausgiebigem Mahl zahlte er, kletterte vom Barhocker, und gutgelaunt verließ er die Taverne. Die ihm bekannten Gäste links vom Ausgang erregten jedoch wieder einmal seine Aufmerksamkeit. Außerdem verspürte er das Bedürfnis sich noch einmal richtig zu bedanken.

Mit festem Schritt bewegte er sich auf die Gesellschaft zu.

Was machen wir hier überhaupt? Worauf warten wir?

Der Algioner hatte eine dringende Schuld zu begleichen. Eigentlich hatte eine keine Zeit zum Herumsitzen und Trübsal zu blasen. Er muss Salz holen! Und zwar jetzt! Mit einem leisen Hops sprang er von dem für ihn zu hohen Stuhl und war kurz davor, auszubüchsen.

“...!”

Die kleine Schnute erhob sich und er witterte etwas. Etwas köstliches.
So etwas fantastisches hat er in seinem Leben noch nicht in seiner Nase gehabt.
Wahnsinn! Ist das Fisch? Oder Fleisch? Was sind das für Gewürze? Mit geschlossenen Augen wollte er blind seiner Nase folgen und die Quelle der Köstlichkeit aufspüren.

_________________
veni, vidi, violini - ich kam, ich sah, ich vergeigte

Was machte der Algioner denn jetzt? Die Zentaura seufzte leise, als Yook vom Stuhl rutschte. Der Kleine war vielleicht fähig zu reden und zu verstehen was man zu ihm sagte, aber alles andere war mit ihm das reinste Glücksspiel. "Yook?" Der Kleine schien garnicht mitzubekommen, daß sie ihn gerufen hatte. "Yook!" Pantelis legte seinen Stift zur Seite und legte die Augengläser daneben. "Bleib sitzen, Danae. Bis du deine Beine sortiert hast, ist der Kleine über alle Berge."

Der Minotaur stand auf und ging dem Algioner nach. "Bleibst du jetzt stehen Yook?" Als der Kleine nicht reagierte, sondern schnüffelnd weiter trottete, beeilte sich Pantelis, um ihn einzuholen. Sein Blick fiel auf die junge Bedienung, die mit einem großen Tablett beladen gerade auf sie zusteuerte. Ob Yook das Essen schon gerochen hatte? Das würde zumindest das Schnüffeln erklären. Ohne Rücksicht auf Verluste packte er Yook wie ein kleines Kätzchen am Nacken und trug ihn auf die Art und Weise zurück. "Bleibst du wohl endlich sitzen? Ich glaube unser Essen kommt gleich."

_________________
Und wenn der Mond in hellem Licht erstrahlt, die Nacht zum Tag macht und die schlafende Welt mit einem silbernen Schimmer belegt, dann wird das Unheil sich ankündigen.

Die Bratkartoffeln mit den vielen Zwiebeln waren wunderbar gewesen, doch zusammen mit der Milch ergaben sie eine gefährliche Mischung in Zapfies Bauch. Es grummelte und brummelte und bei jedem seiner strammen Schritt löste sich etwas Luft. Zum Glück war Rückenwind. Die armen Gäste hinter ihm wären sonst kreidebleich geworden...

Danae schmunzelte sacht, als Pantelis mit Yook zurück kam. "Sei doch nicht so streng mit ihm. Vielleicht tust du ihm weh, wenn du ihn so grob trägst." Der Minotaur setzte den Algioner auf dessen Platz. "Ach, jetzt machst du dir Sorgen und vor 10 Minuten wolltest du ihn noch grillen und auf deinen Teller legen." Die Zentaura zog eine Schute. "Das ist länger her. Außerdem, wer hat denn gesagt, dass Algioner eine Delikatesse sind?" Pantelis setzte sich wieder. "Weil es so ist. Das ist ein Fakt. Und ich habe gesagt, daß dieser Fakt kein Grund ist ein intelligentes Wesen zu verputzen." Danaes Augenbraue hob sich. "Aber Intelligenz schützt nicht vor groben Behandeln?" "Das Danae war eine Erziehungsmaßnahme." Pantelis lächelte die Zentaura breit an. "Ich habe bei dir auch solche Maßnahmen angewand und geschadet hat es dir nicht." Die Zentaura schob die Unterlippe vor. "Erinnere mich nicht daran. Durchgekitzelt werden ist anstrengend."

Sie schwieg, als die Bedienung mit einem großen Brett auf einer Schulter, auf dem einige Teller standen und einem kleinen Tragekorb in dem gefüllte Gläser waren, auf ihren Tisch zu kam. "Bitte schön die Herrschaften." Sie verteilte die Teller, stellte mehrere vor Yook hin und stellte eine Schüssel mit einem großen Fleischstück vor die Schnauze des Panthers, bevor sie die Gläser verteilte. "Ich wünsche guten Appetit."

Danae schaufelte aus dem kleinen Kessel vor ihrer Nase in den leeren Teller und probierte einen Löffel davon. Einige Augenblicke schwieg sie, doch dann begann die Zentaura sanft zu lächeln. "Ja doch, schmeckt wirklich gut." Sie feixte zu dem Minotaur. "Dich brauche ich ja kaum fragen. Blätter schmecken überall wie Blätter." Pantelis schüttelte den Kopf. "Garnicht wahr. Jeder Salat hat einen eigenen Geschmack und dieser hier ist auch gut." Eigentlich wollte er gerade Nanda und Yook fragen, ob es ihnen auch schmeckte, als sein Blick auf etwas Kleines fiel, das auf ihren Tisch zusteuerte. "Ist das das Ei von vorhin?" Danae blickte in die Richtung, in die der Minotaur sah und nickte. "Ist es." Sie winkte dem Ei zu. "Hallo Ei. Komm rüber. Wenn du noch Hunger hast, kannst du was haben."

_________________
Und wenn der Mond in hellem Licht erstrahlt, die Nacht zum Tag macht und die schlafende Welt mit einem silbernen Schimmer belegt, dann wird das Unheil sich ankündigen.

Wow! Das servierte Essen sah fantastisch aus. Yook bekam riesige Augen bei dem Anblick.

Als erstes bemerkte er die Muscheln und den Fisch. Das kannte er schon von seinem Leben unter Wasser, jedoch waren diese Speisen kräftig verziert mit Beilagen und Gewürzen, die der Kleine nicht kannte. Mit den Händen hob er den Fisch wie ein totes Tier an und schnupperte vorsichtig an den Schuppen. Es roch überhaupt nicht nach Fisch, wie er es kannte. Es wurde ja bis zur Unkenntlichkeit gebraten und das schreckte dem gewöhnlichen Rohfischverzehrer doch etwas ab. Das Essen fand wieder seinen Platz auf dem länglichen Porzellan.

Als zweites entdeckte er das liebevoll gehäufte Salat. Eisbergsalat, schöne rote Tomatenstücke und rote Zwiebeln. Das wurde ebenfalls beschnuppert und probiert. Kurz darauf probierte er noch einmal. Mit den Fingerspitzen kostete Yook jede einzelne Zutat von dem Salat.

“Hm..?” Auch der Algioner bemerkte schließlich auch, das der ganze Tisch das seltsame stinkende Ei von neulich beobachteten. “... Ei?” Yook deutete auf Zapfi, der noch einige Meter zu eiern hatte. Ist das was zu Essen? Oder ein Lebewesen?

Auf jeden Fall sah seine Gangart mehr als lustig aus und war mit der Körpergröße nicht mal für den kleinen Rosanen eine ernstzunehmende Bedrohung. Prüfend musterte Yook die Gesichter der Anderen. Danae strahlte wie die Sonne und winkte das Hühnerei zu deren Stammtisch. Der Algioner kopierte die Zentaurin und winkte den Neuling ebenfalls zu. “Halloei!”

_________________
veni, vidi, violini - ich kam, ich sah, ich vergeigte

Nanda sah den Dreien zu. Es war schön, jemanden zu sehen, der so herzlich miteinander umging wie er es von zu Hause gewohnt war. Auf der Reise hierher hatte er viele Wesen getroffen, doch kaum jemand war wirklich zuvorkommend gewesen. Als Yook aufstand und lostigerte, hob sogar Akra den Kopf und sah ihm nach. Nanda schmunzelte, als Pantelis den Algioner wieder zum Tisch brachte. Vielleicht...... er zögerte, doch sie waren so freundlich gewesen, ihn und Akra einzuladen. Er konnte sich zumindest ein wenig dafür erkenntlich zeigen. Das Essen kam und er schnupperte ein wenig. Es roch gut gewürzt und als er den Teller sah, lächelte er. Da verstand jemand die Zubereitung von Lebensmitteln. Er schloss die Augen und dankte für einen stumm dem Schöpfer für das Leben, das für dieses Mal genommen wurde, dann griff er nach seiner Gabel. Irgendetwas hier roch.... nicht angenehm. Er sah in die Richtung, aus der der Geruch kam und hob die Brauen. Das war doch das Ei von vorhin. Akra knurrte leise, den Kopf schützend über ihr Fleisch geschoben. Nanda streckte die Hand aus und streichelte sie sanft.
Ruhig, Akra. Es ist alles in Ordnung.
Was das Ei wohl von ihnen wollte? Es kam unstreitbar in ihre Richtung.

Pantelis musterte das Ei weiterhin. War der kleine Fleck etwa Fett auf der Schale? Der Minotaur schob sich noch etwas Salat in den Mund. Kauend murmelte er ein paar Worte, die mit viel Phantasie nach "Hat wohl schon gegessen." klangen. Danae sah kurz zu dem Kuhschädel. "Egal. Es kann sich trotzdem dazu setzen."

Der Blick des Minotaur lag abschätzend auf der Zentaura, während er seinen Mund leer aß. "Gib es zu, du willst doch nur prüfen, ob in der Kalkschale Hirn steckt, damit du weißt, ob du es, ohne dir Vorwürfe zu machen, in die Suppe rühren kannst." Danae öffnete kurz den Mund um etwas zu erwidern, schloß ihn dann aber doch wieder ohne etwas zu sagen. Dieser Minotaur kannte sie zu gut und doch täuschte er sich ein wenig. Sie zog eine leichte Schute. "Das ist so nicht richtig. Es hat sich vorhin bedankt und hat unsere Worte auch richtig verstanden. Ich will eigentlich nur wissen, ob alle Eier zu viel Hirn haben, um auf meinem Speiseplan zu landen."

_________________
Und wenn der Mond in hellem Licht erstrahlt, die Nacht zum Tag macht und die schlafende Welt mit einem silbernen Schimmer belegt, dann wird das Unheil sich ankündigen.

Es wurde noch geplaudert, nachdem das Ei sich zu ihnen gesetzt hatte, während die Mahlzeiten Stück für Stück in den Mägen der Gruppe verschwanden. Ab und zu musste Pantelis bei Yooks nicht vorhandenen Tischmanieren eingreifen, doch je länger sie in der gemischten Runde verbrachten, umso mehr sah sich der junge Algioner von den anderen ab. Pantelis musterte ihn einige Augenblicke. Anscheinend war er sehr lernfähig oder ein guter Kopierer. Vielleicht auch beides.

Der Minotaur nahm seinen Geldbeutel, blickte zu Danae, die ihm gerade die letzte kleine Tomate vom Teller geklaut und in ihrem Mund hatte verschwinden lassen, bevor er seufzte und dann der Bedienung ein Zeichen gab. "Ich zahle jetzt noch das Essen und dann schlage ich vor, wir suchen uns einen Weg zum Meer, damit der Kleine das Salz holen kann. Den Hafen würde ich dafür aber gerne meiden. Da ist zu viel Unrat im Wasser."

Die Zentaura sah Pantelis fragend an. "Und wie kommen wir sonst ans Meer?" Pantelis zog eine Karte aus seiner Tasche. Doch bevor er sie ausbreiten konnte, kam die Bedienung und ließ sich das Essen bezahlen, bevor sie den Tisch abräumte. Erst dann breitete Pantelis die Karte aus und ließ den Blick studierend drüber gleiten. "Also gut...., ich weiß zwar auch nicht genau wo wir lang müssen, aber wenn wir zum angrenzenden Marktplatz gehen, wo wir das Ei im Müll entdeckt haben, da führen zwei Wege weiter Richtung Stadtrand. Wenn wir den linken nehmen könnten wir mit etwas Glück, vielleicht zum Meer kommen. Wenn wir Pech haben, dann müssen wir erst aus der Stadt raus um die Mauern umgehen zu können."

_________________
Und wenn der Mond in hellem Licht erstrahlt, die Nacht zum Tag macht und die schlafende Welt mit einem silbernen Schimmer belegt, dann wird das Unheil sich ankündigen.

Zapfi, der gut aufgenommen wurde am Tisch der vielen Völker, verfolgte interessiert den Weg auf der ausgebreiteten Karte. Nicht nach rechts zu gehen fand er eine ausgezeichnete Idee, denn in dieser Richtung befand sich das Puff in dem er früher gearbeitet hatte. Wer wusste schon, ob die dort noch offenen Rechnungen auch dem Türsteher bekannt waren... Und der kleine Algonier erinnerte ihn stark an seinen Sohn. (Was wohl aus dem geworden war?)
Zapfi entschied sich deshalb, der kleinen Reisegruppe beizutreten. Zu fragen war mühsam und deshalb ließ er es auch gleich bleiben, doch er nahm sich vor, einfach mitzutrotten, sobald das genauere Ziel feststand.